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Beitrag vom 29.01.2009
Olga Desmond - Preußens nackte Venus
AVIVA-Redaktion
(Nackt-)Tänzerin Olga Desmond (1890-1964) wird zum ersten Mal in einer Ausstellung mit Fotografien und Dokumenten vorgestellt. Vom 26. März. bis 29. Mai 2009 im "Verborgenen Museum" zu sehen.
Die Desmond tanzte nicht nur barfuss, sie tanzte nackt. Und das bedeutete für die prüde preußische Zeit Kaiser Wilhelms II. einen Skandal. Olga Desmond, 1890 als Olga Antonie Sellin in Ostpreußen geboren, erlernte in Berlin Schauspielerei und verdiente sich nebenbei Geld als Modell für KünstlerInnen. 1906 schloss sie sich der Artistengruppe "Seldoms" an und trat während eines längeren Aufenthalts in London in sogenannten plastischen Darstellungen als Venus auf. Ihre tänzerischen Darbietungen entwickelte sie aus klassischen Posen und pantomimischen Gesten.
Zurück in Berlin begründete sie mit Karl Vanselow die sogenannten "Schönheit-Abende" und trat in Berlin, Dresden, Leipzig, Breslau und St. Petersburg auf. Sie tanzte nackt, durch Spezialschminke erhielt ihr Körper ein makelloses Aussehen. Der Skandal ließ nicht lange auf sich warten: Die Auftritte im Berliner Wintergarten wurden im Januar 1909 Anlass zu Auseinandersetzungen im Preußischen Landtag, die "Schönheit-Abende" wurden verboten.
Angepasst an die Zensur trat die Desmond nun in Schleier und durchsichtiger Gaze in Varietés auf, kassierte Höchstgagen und wurde international gefeiert. Sie selbst stellten diese Auftritte aber künstlerisch nicht zufrieden: "Was ich im Varieté bieten kann, ist nur ein Halbes, das mein künstlerisches Fühlen nicht befriedigt... Ich sehne mich zurück nach den intimen Abenden im Mozartsaal, wo ich ärmer, aber glücklich war."
Während des Ersten Weltkriegs begann sie auch für den Film zu arbeiten und war in vielen, heute verschollenen, Stummfilmen zu sehen, u.a. mit Filmpartner Hans Albers. Olga Desmond entwickelte 1919 eine eigene Tanznotenschrift, die "Rhythmographik" und verdiente ihr Geld nun auch mit Tanzunterricht. Nach dem Auftreten der Nationalsozialisten die zum Boykott gegen das Bühnenausstattungsgeschäft ihres Mannes, des jüdischen Unternehmers Georg Piek, aufriefen, stieß auch Olga Desmond mit ihrem Tanzverständnis auf Ablehnung. Sie geriet in Vergessenheit und starb am 2. August 1964 in Berlin.
Zum ersten Mal wird ihr Wirken in einer Ausstellung mit Fotografien (u.a. von Otto Skowraneck, Nicola Perscheid, A. Binder, Gerlach) und Dokumenten vorgestellt.
Eröffnung ist am 25. März 2009 um 19 Uhr, mit einer Einführung von Jörn E. Runge, Kurator der Ausstellung und Autor der dazu erscheinenden Biografie ("Preußens nackte Venus", Steffen Verlag, Friedland 2009)
Preußens nackte Venus - Die Tänzerin Olga Desmond
Ausstellungsdauer: 26. März. - 29. Mai 2009
Öffnungszeiten: Do + Fr 15 bis 19 Uhr, Sa + So 12 bis16 Uhr
Veranstaltungsort: Das Verborgene Museum
Schlüterstrasse 70
10625 Berlin
www.dasverborgenemuseum.de
(Bildhinweis: Otto Skowraneck, "Olga Desmond – Schwertertanz", 1909)